FFBQ: Aufruf zu einem Planungsmoratorium für die Region Lübeck

Für eine zukunftstaugliche Hinterlandanbindung der Fehmarnbelt-Querung – Aufruf zu einem Planungsmoratorium für die Region Lübeck

Der gemeinsam von verschiedenen Institutionen und Akteuren der Baukultur getragene Aufruf formuliert und erläutert die Forderung nach einem Planungsmoratorium, um den zahlreichen Herausforderungen in Lübeck und der umliegenden Region gerecht zu werden. Ziel ist es, durch eine sorgfältige Planung und Abstimmung die bestehenden Fragestellungen in der Region nachhaltig zu adressieren. Im Folgenden sind Auszüge des Aufrufs wiedergegeben. Der vollständige Text kann über den unten stehenden Link heruntergeladen werden.

 

Im Jahr 2029 soll der Tunnel zwischen Fehmarn und der dänischen Insel Lolland fertiggestellt sein. Damit entsteht ein Herzstück der Transeuropäischen Netze (TEN), der Skandinavien-Mittelmeer-Korridor. Dieser verbindet die Ballungsräume Nordeuropas mit den wichtigsten Industriestandorten Süddeutschlands und Norditaliens und wird zukünftig enorme wirtschaftliche Bedeutung haben. Das bedeutet aber auch: Alle Verkehrsmengen, insbesondere die auf der Schiene, werden sich dramatisch erhöhen. Zusätzlich zu den bereits vorhandenen Zügen ist mit ca. 90 Güterzügen von bis zu 835 Metern Länge und mehreren Personenfernverkehrszügen von und nach Kopenhagen zu rechnen. Lübeck und Bad Schwartau bilden hierbei das Nadelöhr: In Bad Schwartau schneidet die Trasse mitten durch die Stadt, in Lübeck führt sie im Sichtfeld der Altstadt durch die Pufferzone des Welterbes, trennt den Stadtteil St. Lorenz-Nord von der Altstadt ab und beeinträchtigt wichtige Entwicklungsräume wie die Roddenkoppel.

Seit Mitte des vergangenen Jahres liegen für den durch das Lübecker Stadtgebiet führenden Streckenabschnitt umfangreiche Unterlagen der DB als Vorhabenträgerin zum Planfeststellungsverfahren, dem „Bauantrag“ für derartige Infrastrukturmaßnahmen, vor. Diese dienen der Beteiligung Betroffener – sowohl einzelner BürgerInnen als auch der Verwaltung und verschiedener Verbände. In zahlreich eingegangenen Einwendungen, insbesondere denen der Fachbereiche der Hansestadt Lübeck, werden die vielfältigen Herausforderungen und das hohe Maß an Beeinträchtigungen für die Region Lübeck und ihre BürgerInnen offensichtlich. Es zeigt sich, dass sowohl wichtige bahnbetriebliche als auch stadtplanerische Aspekte in der Planung der DB bisher keine ausreichende Berücksichtigung gefunden haben.

Im Ergebnis lässt sich nur resümieren:
Die Planungen der DB, die veralteten regionalen Vorgaben der Landesplanung und der zumindest in Lübeck nur re-aktive lokale Umgang damit, lassen eine umfassende, zukunftsorientierte Planungs- und Baukultur grundlegend vermissen.

Wir rufen daher zu einem Planungsmoratorium zur Überprüfung und Weiterentwicklung der derzeitigen Planung der DB in der Region Lübeck auf. Diese Planung ist mit so vielen negativen Auswirkungen auf die Region verbunden, dass ein „Weiter so“ nicht zielführend ist!


Das Planungsmoratorium erlaubt allen Beteiligten und Verantwortlichen innezuhalten und die inzwischen veraltete und unzureichende regionale Bahnplanung zu aktualisieren. Ein Nach- und Neudenken ist erforderlich! Das Defizit an integraler Planungskultur muss behoben werden!

An einem sofortigen Planungsmoratorium kommt, wer einen absehbaren Schaden an der Entwicklung der Region nicht hinnehmen will, wer Bau- und Planungskultur ernst nimmt, nicht vorbei. Denn: Wenn nicht jetzt gehandelt wird, werden für eine ganze Region Chancen auf Jahrzehnte vertan!

Unterzeichnende des Aufrufs:


ArchitekturForumLübeck e.V.
BDA Landesverband SH
Architekten- und Ingenieurkammer SH

 

ProfessorInnen:
Prof. Dr. Kendra Busche – Technische Hochschule Lübeck, Prof. em. Georg Conradi – ehem. Fachhochschule Lübeck, Prof. Michael Locher - Technische Hochschule Lübeck, Prof. em. Wolfgang Tonne – ehem. Fachhochschule Lübeck, Prof. Thomas Will - Technische Universität Dresden

 

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Der vollständige Aufruf zu einem Planungsmoratorium zum Download
Aufruf Planungsmoratorium FFBQ.pdf
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