ArchitekturSommer2024 - Kirchendämmerung

Kirchendämmerung
Vom Sakral- zum Profanbau – wie weiter mit aufgegeben Kirchenbauten?

 

„Wollen wir die Kirche im Dorf lassen?“  So oder so ähnlich stellt sich die Frage in vielen Stadtteilen Lübecks, wo Kirchen der Nachkriegszeit zur Disposition gestellt, außer Gebrauch genommen, profaniert, veräußert und sogar abgebrochen werden sollen. Den Hintergrund dieser Entwicklung bilden die wachsende Zahl der Kirchenaustritte und somit schwindenden Einnahmen aus der Kirchensteuer sowie immer leerer werdende Kirchenbänke während der Gottesdienste.

Mit dem diesjährigen ArchitekturSommer2024 widmet sich das ArchitekturForumLübeck diesem baukulturell bedeutsamen Thema und möchte in diesem Rahmen dafür werben und dazu beitragen, dass bei den Diskussionen und Überlegungen zur Zukunft der Lübecker Kirchen auch die erforderliche Debatte über die baukulturellen, stadträumlichen und gesellschaftlichen Belange geführt wird. Es ist hierbei nicht die Aufgabe des ArchitekturForums, Fragen des Glaubens zu erörtern oder den Finanzhaushalt der Kirchengemeinden zu ordnen. Das Ziel des diesjährigen ArchitekturSommers ist es vielmehr, die Stadtöffentlichkeit einzuladen zu einer munteren Nachdenklichkeit, zu einem bunten Fächer von Fragen und zu einer engagierten Debatte:

· Kirchen sind zunächst Räume der religiösen Gemeinschaft und Zeugnisse der Geschichte des christlichen Glaubens. Sind sie aber darüber hinaus auch kulturelles Erbe aller und somit auch der „weltlichen“ Gemeinschaft?

· Geht uns der künftige Umgang mit den zur Disposition stehenden Kirchen möglicherweise alle etwas an? Welche (Mit)Verantwortung trägt die Stadtgesellschaft?

· Das Besondere an Kirchengebäuden ist, dass deren Türen ohne Konsumzwang und kommerzielle Absichten einladend für alle geöffnet sind. Wollen wir dies bewahren, wenn die Funktion sich wandelt?

· Wieviel mit allen Sinnen erfahrbare „analoge Räume“ der Kommunikation und Begegnung brauchen wir in einer zunehmend „digitalisierten Welt“?

· Die architektonischen Mittel im Kirchenbau reichen von asketischer Bescheidenheit bis zu opulenter Prachtentfaltung, immer geht es dabei um entscheidend mehr, als reine Funktionserfüllung. Ist die Rolle der Kirchen in der Architektur und Stadtbaukunst verzichtbar?

· Kirchen setzen in Quartieren, Dörfern und Städten Identität stiftende Akzente. Welche Bedeutung haben diese baukulturell und stadträumlich für ihren jeweiligen Ort?

Die Geschichte von Kirchen als Abbild der jeweiligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ist geprägt von dramatischen Veränderungen. Es kann also weder um ein Festhalten am Status quo gehen, noch um einen nostalgischen Weg zurück zu vermeintlich „guten alten Zeiten“, vielmehr will der sich abzeichnende Transformationsprozess als ein Thema von öffentlichem Interesse erkannt und begleitet werden. Es wird kein Patentrezept geben, aber jede einzelne Kirche lohnt eine Entdeckungsreise zu ihren individuellen Qualitäten und Potenzialen. Diese gilt es mitzunehmen in die Gestaltung der Zukunft, die Freude macht und Verantwortung in der Gemeinschaft übt.

Wir freuen uns, im Rahmen unseres ArchitekturSommers sowohl Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche begrüßen zu dürfen als auch unter anderem Näheres über das bundesweit initiierte „Kirchenmanifest“ zu erfahren.

 

Alle Termine der Vortragsreihe finden sich im Terminkalender

 

Nähere Informationen zu allen Veranstaltungen des ArchitekturSommers2024:

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